... Als Sonderführer (K) in Warschau - AUFSTAND
Dietmar Martin Apel / ... Als Sonderführer (K) in Warschau (3)
A U F S T A N D
Roman
Taschenbuch
Verlag: Bucheinband.de 2015
Format: 13,5 x 21cm
320 Seiten
Titelbild auf dem Schutzumschlag: Originale Ansichtskarte (Feldpost) des Hotel Bristols in Warschau
Zahlreiche Fotos von Originalen am Ende des Buches
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Drei Insektenkundler werden als Sonderführer (K) nach Warschau einberufen. Sie werden der neu gegründeten Forschungsgruppe (C) zugeteilt.
Jeder der drei Doktoren bekommt einen bewährten Soldaten als Fahrer, Ausbilder und Leibwächter zur Seite gestellt. Absolute Geheimhaltung und scheinbar unbegrenzte Bewegungsfreiheit können aber nicht vergessen machen, dass die Worte ‚Widerspruch wäre sinnlos‘ wie ein Damoklesschwert über ihnen hängen.
Spät, sehr spät erfahren dann alle, dass ihre Forschungen dazu dienen sollen, die B-Waffen-Forschung durch die Deutsche Wehrmacht und Führung des Reichssicherheitshauptamtes zu ermöglichen und in Gang zu bringen.
Die Sonderführer und ihre Beschützer ahnen nicht, dass der polnische Widerstand sich seit geraumer Zeit für sie und ihre Arbeit interessiert. Sie leben und arbeiten in ihrem Mikrokosmos scheinbar unangefochten von der Welt um ihr Labor herum.
Fast scheint man am Ziel, da bricht 1944 in Warschau der national-polnische Aufstand aus. Die Ereignisse entwickeln sich in rasender Eile und lassen keinen der Beteiligten unberührt.
Mit der Zeit haben sich die drei Forscher zur absoluten Spitzenklasse entwickelt. Neue, weitreichende Aufgaben stehen bevor. Es muss Sorge getragen werden, dass der Forscherstamm verzehnfacht wird.
Oberführer Eberlein wird General der SS. Die erschreckende Wandlung, die sich bei Dr. Neckstein abgezeichnet hatte, kommt zur Vollendung.
Noch erschreckender ist, dass sich Warschau erhoben hat. Dieser rasende Aufstand beginnt mit totaler Grausamkeit – und so geht er auch zu Ende.
Erwischt wurde der Rottenführer von einem Wachtposten, der auswechslungsweise dorthin eingeteilt war. Der Posten, der sonst dort stand, war während der Wachzeit abkommandiert worden. Und der neue Posten machte natürlich Meldung, nachdem er den Rottenführer festgenommen hatte, als er durch die Bretterwand stieg. Laut dienstlichem Befehl hätte er ihn sofort erschießen müssen. Das hatte er nicht getan. Es wurde ihm aber zugutegehalten, dass er sich nicht hatte beschwatzen lassen, den Ausflug des Rottenführers zu übersehen und es durch die Festnahme ermöglichte, den Helfer zu ermitteln. In dieser Situation war Fischer echt ratlos.
Nicht, weil er nicht gewusst hätte, was er zu tun hatte. Er wollte es einfach nicht tun. Obwohl er genau voraussah, was geschehen würde. Daran wollte er nicht beteiligt sein. Dem Dienstwege gehorchend, machte er seinem unmittelbaren Vorgesetzten Meldung und erreichte, dass Paul Mühle ihm zuhörte, indem er ihn mit Sturmbannführer Mühle ansprach.
Mühle begriff sofort und wurde ganz weiß im Gesicht. Nun war er verpflichtet, Eberlein anzurufen, denn Fischer war dazu formal nicht berechtigt. Auf den Gedanken, dass ihm Fischer den Schwarzen Peter zugespielt hatte, kam er nicht. In einer solchen Situation gab es nur den Dienstweg! Ein rundum begeisterter Eberlein begrüßte Mühle am Telefon mit den Worten, dass er sich wahnsinnig freue, auch einmal von Mühle angerufen zu werden.
'Das ist doch das erste Mal seit Kriegsbeginn, lieber Doktor!,' trompetete er in den Hörer. Aber sofort kam seine Anfrage.
'Sturmbannführer Mühle, Sie rufen nicht umsonst an! Was ist passiert?' Mühle hatte noch gar nicht zu Ende gesprochen, da klackte es schon in der Leitung. Eberlein hatte aufgelegt.
Und wie es gar nicht anders zu erwarten war, erschien er auch in denkbar kürzester Zeit im Labor. Dort sprach er Recht. Standrecht. Der Wachtposten, der den Rottenführer bei seiner Rückkehr entgegen dem Befehl nicht erschossen hatte, wurde dafür nicht bestraft, aber auch nicht belobigt. Unter dem Hinweis, dass er sich der Nichtausführung eines Befehls, also der Befehlsverweigerung schuldig gemacht hätte, wurde er zu absolutem Stillschweigen vergattert. Die zwei Delinquenten nahm Eberlein gleich mit. Keine Woche danach ließ er durchsickern, dass beide wegen vorsätzlicher Wachvergehen … erschossen wurden.
Aber diese Information erging nur halboffiziell, damit alle etwas zu munkeln, zu tuscheln und zu bedenken hatten. Die moralische Wirkung war wie erwartet. Der Dienstbetrieb lief wie am Schnürchen. Dadurch wurde es möglich, dass sich Fischer zum anerkannten ›Veterinär h.c.‹ und oft konsultierten Latein- und Griechischlehrer des Labors entwickeln konnte. Der weit vorausschauende Eberlein legte dem keine Steine in den Weg. Die zwei Mann, die nun in zu je einem in Knochs und Neumanns Zug fehlten, wurden ganz bewusst nicht ersetzt. Da hatten eben die anderen Kameraden mehr zu tun und es würde nun eher auffallen, wenn jemand fehlen würde.
Jetzt war es um Drei. Da! Weiße Holzknöpfe auf einer blauen Strickjacke! Aber was ist denn das für ein kantiges Weibsbild? Das Gesicht mit einem Tuch teilweise verdeckt. Was für knotige Hände - das waren keine Frauenhände, das waren die Hände eines Arbeitsmannes! Ein verkleideter Mann! Taktik oder bewusstes Nichteinhalten der Verabredung? Niemand war an den Stand mit den erschreckend hohen Preisen getreten. Das war wohl auch der Zweck dieser Preisschilder gewesen. Berkut ging an den Stand, setzte seinen Werkzeugkasten ab, behielt die linke Hand in der Tasche und nahm eine Kartoffel in die Hand. Die Hände der Frau waren unter dem Ladentisch verborgen.
Berkut sah ihr unter das Kopftuch: Berkut schaute in die in Rachedurst aufleuchtenden Augen Anteks! In genau diesem Moment hatte er schon abgedrückt. Sein Geschoss traf Antek zwischen Kehlkopf und Kinn.
Berkut ging unauffällig weiter. Niemand behinderte ihn. Viele Händler räumten gleichmütig ein. So etwas wie eben war zwar auf Warschauer Märkten nicht an der Tagesordnung, aber es kam vor. Die Deutschen hatten nichts dagegen, wenn sich die Polen gegenseitig umbrachten. Aber bewaffnete Polen mochten sie gar nicht.
Jetzt erst überfiel Berkut der Schreck. Er hatte Antek getötet! Das hieß, die AK war ihm auf der Spur! Aber Ogien hatte ihn doch hierher geschickt. Das hieß aber auch, Ogien und die AK wussten, wo er war. Ogien hatte ihn Antek vor die Mündung geschickt!
„…ich mich um Jadwiga kümmern.“ Das hatte Ogien gesagt. Aber über Jadwiga hatte er nie zu Ogien gesprochen. Das fiel ihm jetzt ein. Aber Ogien wusste demnach, wo Jadwiga war! Und er wollte sich um Jadwiga ’kümmern‘! So, wie er sich um ihn, Berkut, gekümmert hatte? Ogien war ein Verräter!
Er musste weg von diesem Markt! Er musste Jadwiga abholen oder sie warnen. Er musste sie retten! Er hatte sie ins ’Bristol‘ gebracht! Was sie dort alles erlebt, überlebt oder hingenommen hatte, darüber hatte sie nie gesprochen. Aber er hatte Anteil daran, dass man Jadwiga den Verbrechern dort im Haus zum Fraß vorgeworfen hatte! Und wenn es sein Leben kostete - er würde sie retten! Heute! Jetzt!...